Feldhamster (Cricetus cricetus) David Cebulla Film Feldhamsterdoku
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Wie können wir den Feldhamster schützen?

Der Feldhamster ist akut vom Aussterben bedroht. Wir müssen dringend handeln, um die niedlichen Tiere zu schützen. Der Feldhamster ist eine Schirmart. Sein Schutz kommt auch vielen anderen Arten zu Gute. Wie wir den Feldhamster schützen können, ist eine sehr gute Frage. Leider gibt es darauf keine simple Antwort. Viele Schritte fühlen sich im ersten Moment eher weit weg vom Tier an. Grundsätzlich gibt es drei Ansätze zum Schutz des Feldhamsters:

  • Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensraums
  • Umweltbildung und Sensibilisierung der Bevölkerung
  • Politische Rahmenbedingungen für effektiven Artenschutz

Besonders Menschen vor Ort sind gefragt

Am direktesten ist Feldhamsterschutz natürlich vor Ort möglich, wo er noch vorkommt. Darum sind VertreterInnen aus Landwirtschaft, Politik, Naturschutzbehörden und Journalismus sowie engagierte Menschen gefragt: Sie müssen handeln, Weichen stellen, kritisch berichten und Feldhamsterschutz immer wieder einfordern.

Was die Landwirtschaft für den Feldhamster tun kann

LandwirtInnen können verschiedene Maßnahmen umsetzen, die den Lebensraum für den Feldhamster verbessern. Eine Vereinbarkeit von Hamsterschutz und Landwirtschaft ist oft möglich. Im Kern geht es dabei darum, Nahrung und Deckung für den Feldhamster zu schaffen und eine Vielfalt der Feldfrüchte zu erreichen. Das ist besonders im Frühjahr und im Herbst wichtig. Feldhamsterschutzvereine können bei der Planung und ggf. zur staatlichen Förderung beraten. Was die Landwirtschaft für den Feldhamster tun kann:

  • mit einem Verein in Kontakt treten, der sich für Feldhamsterschutz einsetzt
  • in Erfahrung bringen, ob es im Bundesland finanzielle Förderung gibt
  • Stoppelbrache (mind. 35 cm Höhe)
  • Ernte erst nach dem 30. September
  • 5% Ernteverzichtsstreifen
  • Feldhamsterblühstreifen
  • Anbau feldhamsterfreundliche Kulturen
  • Monokulturen aufbrechen und eine Vielfalt von Feldfrüchten schaffen
  • kombinierte Maßnahmen von Blühstreifen und kleinen Streifen hamsterfreundlicher Kulturen (Hamsterinseln bzw. Hamsterparzellen)
  • Verzicht auf Nagergifte
  • Verzicht oder veringerter Einsatz von Pestizieden
  • ökologische Bewirtschaftung

Wie die Politik vor Ort den Feldhamster schützen kann

Behörden und Politik sind in der Verantwortung. Mindestens genauso wichtig wie lebensraumverbessernde Maßnahmen ist die Verhinderung von Bauvorhaben in Bereichen, wo Feldhamster vorkommen. Wichtig ist das Verständnis, dass die Berücksichtigung des Feldhamsters bei Bauvorhaben noch keinen Feldhamsterschutz darstellt. Es bedeutet lediglich eine Schadensbegrenzung, beziehungsweise die Vermeidung einer Störung nach §44 des Bundesnaturschutzgesetzes. Davon unabhängig haben Behörden die Möglichkeit, Anordnungen zu machen und Schutzmaßnahmen umsetzen zu lassen. Naturschutzbehörden müssten per Erlass verpflichtende Maßnahmen auf Flächen mit Feldhamstern anweisen, und zwar bei gleichzeitig ausreichend finanzieller Kompensation.

Weitere politische Forderungen, die auch über die Lokalpolitik hinausgehen, findest du weiter unten.

Wie kann jeder Einzelne den Feldhamster schützen?

Als Einzelperson kann man sich im regionalen Feldhamsterschutz engagieren und z.B. ehrenamtlich Baue kartieren. Oder Politiker, Journalisten und Mitmenschen immer wieder auf das Thema stoßen. Wenn dich der Film „Die letzten Feldhamster“ bewegt hat, kannst du ihn z.B. auch teilen.

Doch nicht jeder wohnt in der Nähe eines Hamsterfeldes. Wie kann man trotzdem zum Schutz der bedrohten Art beitragen? Ganz allgemein kann man sich bei jeder Wahl die Frage stellen, welche politischen Vertreter sich für den Artenschutz stark machen oder sogar dagegen arbeiten. Natürlich kann man als Konsument im Rahmen seiner Möglichkeiten auch nachhaltige Formen der Landwirtschaft unterstützen. Als Einzelperson kann ich viele kleine Entscheidungen treffen, die im Kern auch politisch sind. Das fühlt sich zwar oft weit weg vom Hamster an, ist aber die Stelle, an der etwas passieren muss:

  • Wählen gehen
  • Bio (und eventuell regional) einkaufen
  • vegetarisch oder vegan leben
  • wieder mehr Wertschätzung und Demut vor Natur schaffen
  • Bürgeranfrage zum Feldhamsterschutz in Vorkommensregionen stellen (z.B. über fragdenstaat.de)
  • politische Vertreter kontaktieren
  • Informationsmaterialien wie den Film „Die letzten Feldhamster“ teilen und empfehlen
  • für Freunde und Familie einen Filmabend zum Thema Feldhamster planen

Feldhamsterschutz ist eine Frage der Politik

Trotzdem liegt der Schutz des Feldhamsters in der Verantwortung der Politik. Nach EU-Recht ist Deutschland dazu verpflichtet, sich für den Erhalt des Feldhamsters einzusetzen. Sowohl auf EU-, Bundes, und Länderebene sowie lokal können wichtige politische Weichen für den Feldhamsterschutz gestellt werden. Die Politik muss die geeigneten Rahmenbedingen schaffen, damit der Feldhamster effektiv geschützt werden kann. Konkrete politische Forderungen sind zum Beispiel:

  • die Bereitschaft, in Artenschutz zu investieren
  • der Vorrang von Feldhamsterschutz vor Bauvorhaben
  • die Schaffung eines systematischen Artenhilfsprogramms
  • die Förderung Lebensraumverbessernder Maßnahmen:
    • ein fairer finanzieller Ausgleich von Schutzmaßnahmen für LandwirtInnen
    • verpflichtender Feldhamsterschutz bzw. verpflichtende Bewirtschaftungsvorgaben durch Naturschutzbehörden
    • möglichst unbürokratische Förderung von Maßnahmen
    • Feldhamsterförderung an das Vorkommen von Feldhamstern knüpfen
  • Einstellen von Beratern, die Betriebe individuell zur feldhamsterfreundlichen Bewirtschaftung informieren
  • staatlich finanzierte flächendeckende Kartierung statt Stichprobenkartierungen