Schwarzhamster schwarzer Feldhamster, Foto: David Cebulla
Lebensweise

Melanistische Feldhamster

Seine dreifarbige bunte Fellmusterung ist für den Feldhamster charakteristisch. Daneben gibt es weitere dokumentierte Farbvarianten, welche seltener sind. Dazu gehören gescheckte, gelbe (flavistische), rote, sandfarbene und zweifarbige Feldhamster oder Albinos. Am bekanntesten ist die regional in Thüringen häufig auftretende Farbmorphe der Schwarzhamster. Im Filmprojekt „Die letzten Feldhamster“ haben wir auch das Leben der in Thüringen vorkommenden schwarzen Feldhamster genau dokumentiert und über mehrere Jahre beobachtet.

Entstehung und Vererbung der Schwarzfärbung

Warum sind manche Hamster schwarz? Der schwarze Feldhamster oder Schwärzling wird auch als melanistischer Feldhamster bezeichnet. Generell liegt Melanismus vor, wenn Haut, Haare oder Schuppen durch Pigmente dunkel gefärbt sind. Das kann sowohl durch Umwelteinflüsse erworben als auch vererbt werden. Wie alle Merkmale geht vererbter Melanismus ursprünglich wahrscheinlich auf eine Spontanmutation zurück, und zwar in einem oder mehreren Genorten, die das Fellmuster bestimmen. Durch spontane Mutationen oder Umweltgifte kann ein individueller Gendefekt auftreten. Dieser spiegelt sich dann im Aussehen in deutlich selteneren Farbmorphen wider. Hierbei handelt es sich eher um selten beobachtete Einzelfälle. Schwarze Farbmorphen bei denen noch große Teile der bunten Farbvariante zu erkennen sind, werden auch atypisch melanistische Feldhamster genannt.

Der typische Melanismus bei den Thüringer Schwarzhamstern wird vererbt und ist bereits bei der Geburt ausgeprägt. Das Fell der melanistischen Hamster ist jedoch nicht vollständig schwarz. Ihre Schnauze, die Pfoten und teilweise ein Fleck auf der Brust oder Kehle sind weiß gefärbt. Es sind also noch Teile der weißen Musterung vorhanden. Die Größe der weißen Bereiche unterscheidet sich von Individuum zu Individuum. Wir konnten auch Tiere mit individuellen weißen Farbtupfern zum Beispiel auf dem Rücken oder Hinterkopf dokumentieren.

Schwarzer Feldhamster und bunter Nachwuchs | Vererbung | David Cebulla
Schwarz gefärbte Feldhamstermutter und ein bunt gefärbter Junghamster, Thüringen | David Cebulla

Unsere Beobachtungen in Thüringen zeigen keinerlei verhaltensökologische Isolation. Interaktionen zwischen bunten und schwarzen Feldhamstern unterscheiden sich also nicht vom Verhalten unter Tieren mit gleicher Farbvariante, zum Beispiel zwischen zwei bunt gefärbten Feldhamstern. Der Schwarzhamster kann sich mit dem bunt gefärbten Feldhamster fortpflanzen. Dabei wird die schwarze Variante dominant vererbt. Nach den Vererbungsregeln können bei einer Paarung zwischen beiden Farbvarianten entweder alle Nachkommen schwarz oder zu verschiedenen Anteilen sowohl bunt als auch schwarz sein. Auch bei unseren Beobachtungen konnten wir sowohl bunte als auch schwarze Junghamster dokumentieren.

Verbreitung schwarzer Feldhamster

Schwarze Feldhamster wurden bereits im 18. Jahrhundert von Sulzer in Thüringen beschrieben. In Deutschland kommt der Schwarzhamster auch heute wahrscheinlich nur in Thüringen vor. Wir konnten Anteile von bis zu 50% an der lokalen Feldhamsterpopulation feststellen. Rein rechnerisch müssten schwarze Feldhamster durch die dominante Vererbung eigentlich häufiger im Freiland vorkommen. Warum dies nicht der Fall ist, obwohl die Schwarzfärbung keinen bekannten Fitnessnachteil bedeutet, ist nach wie vor unbekannt.

Oft gelten die Thüringer Vorkommen der Schwarzhamster sogar als einzige in der EU. Schwarzgefärbte Feldhamster sind aber auch aus anderen Ländern bekannt, wie z.B. der Ukraine und Russland. Ob es zwischen ihnen und den Thüringer Schwarzhamstern eine genetische Ähnlichkeit gibt, ob hier also die gleichen Genorte von der bunten Farbvariante abweichen, ist unbekannt.

 

letzte Bearbeitung: 03.08.2023

Literatur

Chişamera, Gabriel & Birău, Alexandru & Cobzaru, Ioana & Gavril, Viorel (2023): Atypical melanistic color in common hamsters Cricetus cricetus (Rodentia: Cricetidae) in Romania. North-Western Journal of Zoology. 19. 57-61. Online: https://www.researchgate.net/publication/371807065_Atypical_melanistic_color_in_common_hamsters_Cricetus_cricetus_Rodentia_Cricetidae_in_Romania

Institute of Ecology and Evolution A.N. Severtsov of the Russian Academy of Sciences:To the Ural for the off-color hamsters. Online: https://sev-in.ru/en/node/1768

Kayser A. & Stubbe M. (2000): Colour variation in the common hamster Cricetus cricetus in the north-eastern foot-hills of the Harz Mountains. Acta Theriol. 45: 377–383. Online: https://www.researchgate.net/publication/271322489_Colour_variation_in_the_common_hamster_Cricetus_cricetus_in_the_north-eastern_foot-hills_of_the_Harz_Mountains

Kryštufek, B., Pozdnyakov, A., Ivajnsic, D., Janžekovič, F. (2016): Low phenotypic variation in eastern common hamsters Cricetus cricetus. Folia Zoologica 65: 148-156. Online:https://www.researchgate.net/publication/305258150_Low_phenotypic_variation_in_estern_common_hamsters_Cricetus_cricetus

Sulzer, Friedrich Gabriel: Versuch einer Naturgeschichte des Hamsters. Göttingen und Gotha 1774. Online: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10309025?page=5

Zimmermann, Wolfgang (1968): Die gegenwärtige Verbreitung melanistischer Hamster (Cricetus c. cricetus L.) in Thüringen und Bemerkungen zu deren Morphologie. Hercynia N.F. 6: 80–89. Online: https://www.zobodat.at/pdf/Hercynia_6_0080-0089.pdf