Der Feldhamster ist für seine Baue fast genauso bekannt wie für das Hamstern von Vorräten. Doch wie kannst du einen Feldhamsterbau bestimmmen? Wir erklären, welche Merkmale und Verwechslungsgefahr es gibt, und sogar was darauf hindeutet, ob ein Bau gerade bewohnt ist. Das Wichtigste findest du auch mit vielen Beispielen in diesem Video. Mehr erfährst du im Text.
Datenaufnahme bei einer Feldhamsterkartierung
Die Kartierung, also die Suche nach Feldhamsterbauen, ist die Standardmethode, um die lokale Population einzuschätzen. Kartierungen werden nach dem Öffnen der Winterbaue im Frühjahr und im Sommer nach der Ernte, aber vor etwaiger Bodenbearbeitung, durchgeführt. Wird dabei ein Feldhamsterbau gefunden, sucht man bei einer Sommerbaukartierung die nähere Umgebung in etwa 3 Meter Umkreis nach weiteren Baueingängen ab. Dann beginnt die Datenaufnahme und die Vermessung der Baueingänge:
- GPS-Koordinaten des Baus
- Bautyp: Sommerbau oder Winterbau
- Durchmesser und Tiefe der Fallröhre
- Anzahl und Durchmesser der Schrägröhren
- Ist Erdauswurf am Bau?
- ggf. weitere Bemerkungen zur Bauanlage
Sommer- und Winterbaue
Saisonal wird zwischen Winter- und Sommerbauen unterschieden. Die beiden Typen unterscheiden sich äußerlich in der Tiefe und in der Anzahl der Eingänge. Feldhamster überdauern die kalte Jahreszeit unter der Erde im Winterbau in bis zu zwei Meter Tiefe. Der einzige Zugang ist eine Fallröhre, die kreisrund ist und senkrecht nach unten führt. Diese wird erst im Frühjahr nach dem Erwachen geöffnet.
Sommerbaue sind in der Anzahl der Eingänge variabler und liegen etwas näher an der Oberfläche. Meist sind die Fallröhren zwischen 45 cm oder bis zu einem Meter tief. Neben einer Fallröhre haben Sommerbaue eine oder mehrere Schlupfröhren, die schräg in den Bau führen. Ein Bau kann also mehrere Öffnungen haben, die in der Regel nicht mehr als 2 bis 3 Meter von einander entfernt sind. Durch die Schrägröhren kann der Feldhamster Erde vom Graben neuer Gänge und Kammern nach draußen befördern. Dieser Aushub ist vor manchen Schrägröhren sichtbar. Mehrere Öffnungen bedeuten für den Hamster aber auch besserere Fluchtmöglichkeiten. Auch größere Vorräte kann der Feldhamster meist nur durch die Schlupfröhre in seinen Bau ziehen, z.B. einen Maiskolben oder eine besonders große Rübe.
Feldhamster nutzen im Lauf des Jahres mehrere Baue. Männchen nutzen im Sommer durchschnittlich vier und Weibchen etwa zwei Baue. Im Sommer werden die Baue häufig erweitert. In Mutterbauen ziehen die Weibchen im Sommer die Jungtiere auf. Nicht selten überlässt die Mutter einem ihrer Nachkommen diesen Bau und legt einen neuen an. Die klare Unterscheidung in Winterbaue und Sommerbaue geht ein stückweit auch auf die Zeitpunkte der Kartierung im Sommer und nach dem Winter zurück. In der Praxis können Winterbaue auch um Eingänge und Kammern erweitert und so zu typischen Sommerbauen werden.
Abgrenzung von Mäusebauen
In Deutschland können Feldhamsterbaue nur mit den Bauen anderer Kleinsäuger verwechselt werden. Die Eingänge sind bei ausgewachsenen Feldhamstern zwichen 6 und 10 cm groß und bei Jungtieren 4 bis 6 cm. Am ehesten können Mäusebaue also mit denen von Feldhamster-Jungtieren verwechselt werden. Viele Mäusearten legen ihren Rückzugsort näher an der Oberfläche an als Feldhamster. Die Eingänge sind kleiner und können zwar im Eingangsbereich vergrößert sein, verengen sich dann aber nach unten. Beim Feldhamsterbau hingegen ist die Fallröhre kreisrund und geht ohne Verengung nach unten. Ist der Baueingang mit vielen Plfanzenteilen zugelegt, deutet das auch auf Mäuse hin. Denn sie verdecken so ihren Urin, den Raubvögel sonst sehen könnten.
Belaufen oder verlassen?
Feldhamster nutzten also mehrere Baue, die sie im Sommer erweitern oder neugraben. Ob eine Röhre mit Erde verschlossen oder offen ist, ist kein Indiz dafür, ob der Bau gerade bewohnt ist. Denn ein Bewohner, der von einem Fressfeind gefangen wurde, hinterlässt einen verlassenen aber offenen Bau. Auch verschließen Feldhamster einen Baueingang kurzfristig, wenn sie nicht gestört werden möchten oder sie andere Eingänge bevorzugen. Auf einen bewohnten Bau deuten folgende Merkmale hin:
- freier Eingang (nicht zugewachsen, voller Stroh oder Spinnweben)
- frische Fraßspuren in der Nähe des Eingangs: abgrefressenes (Ausfall-) Getreide, lose noch grüne Pflanzenteile
- Laufwege
- Fliegen am Eingang
- selten findet sich in der Nähe des Eingangs auch Feldhamsterkot
Bei einem Bau, der verlassen ist bzw. zeitweilig nicht mehr genutzt wird, ist der Eingang meist nicht frei:
- zugewachsen
- voller Stroh
- durch Spinnweben verdeckt
- verschlossen
Diese Hinweise ermöglichen Experten eine Vermutung darüber, ob ein Hamsterbau akutell bewohnt sein könnte. Allerdings können einige dieser Indizien auch auftreten, wenn der Hamsterbau von einer anderen Art genutzt wird. Mauswiesel, Iltis und viele Mäusearten nutzen zum Beispiel Feldhamsterbaue nach.